Färbepflanzen

Die Textilproduktion und das Färben mit Pflanzenfarben gehören seit Jahrhunderten zu den bedeutendsten kulturellen handwerklichen Traditionen Thüringens.

In den letzten Jahrzehnten wurden verschiedene Projekte initiiert und durchgeführt, um diese Traditionen neu zu beleben. Dabei zeigte sich nach Auslaufen der Projekte Anfang der 2000er Jahre, dass die Zeit beispielsweise für die Färbepflanzen noch nicht gekommen war. Jenseits von Projektförderung etablierte sich keine nennenswerte Nutzung.

Heute zeichnen sich neue Chancen und Entwicklungspotentiale ab. In den letzten Jahren sind engagierte Netzwerke entstanden, die sich dem nachhaltigen Konsum und gleichzeitiger Ressourcenschonung verschrieben haben. In diesem Zusammenhang möchten wir auf die Initiative „fibershed“ (www.fibershed-dach.org) hinweisen, die verschiedene Fachgruppen, u.a. auch eine für Färbepflanzen initiiert hat.

Es ist rund 20 Jahre her, dass in Thüringen intensiv an Färbepflanzen, ihren Anbaumöglichkeiten und ihren färbenden Potentialen geforscht wurde. Bei der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) sind die Forschungsvorhaben zu Färbepflanzen mittlerweile in den Hintergrund gerückt. Die drei bekanntesten Färbepflanzen Waid, Resede und Krapp stehen auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland.

Denkt man jedoch in verschiedenen Bereichen die Substituierung erdölbasierter Produkte zu Ende, muss auch an Farbstoffe gedacht werden. Die uns umgebenden Farben sind fast ausschließlich synthetisch hergestellt, es sind vor allem Nebenprodukte aus Steinkohleteer.

Perspektive für regionale Natur-Textilien und Farben

Wenn man perspektivisch regionale Natur-Textilien realisieren will, sind neben den Fasern auch die Farben relevant, die vor Ort verfügbar sein können.

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anbau von Färbepflanzen für Landwirte in Deutschland rein wirtschaftlich betrachtet nicht attraktiv gewesen. Perspektivisch wird es in der Landwirtschaft jedoch eine Bedeutung bekommen, auf Nischenkulturen zu setzen, um Fruchtfolgen abwechslungsreich zu gestalten und Biodiversität auf dem Acker zu ermöglichen. Allerdings erfordern die jeweiligen Kulturen ein Spezialwissen, was es zu reaktivieren gilt. Auch geeignete Erntetechnik und Trocknung sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Produktion.

farbige Garne
Gefärbte Garne

Stand der Forschung

Seit hunderten von Jahren haben wir das gleiche Problem: wie bekommen wir die regionalen Rohstoffe in die Nutzung, wenn international gehandelte Rohstoffe billiger sind? Schon Napoleon versuchte den regionalen Anbau von Krapp und Waid zu unterstützen und mit Protektionismus die Einfuhr von exotischen Konkurrenz-Rohstoffen zu unterbinden. Er ließ die Uniformen seiner Armee in rot (Krappwurzel) und blau (Färberwaid) aus regionalen Materialien fertigen.

Die Thüringer Forschung zu Färbepflanzen liegt fast 20 Jahre zurück. Damals war es anscheinend für eine Umsetzung im Markt noch zu früh. Viele Jahre lag das Wissen brach. Wenige Akteur*innen haben weitergemacht, darunter sind einige bereits in das Rentenalter gekommen, manche in den Ruhestand gewechselt.

Die Thüringer Untersuchungen bilden bis heute die Basis des allgemeinen Wissensstandes bezüglich von Anbauversuchen und Auswertungen von Farbstoffgehalten. Die Ergebnisse wurden u.a. in der bis heute verlegten Broschüre „Färbepflanzen“ der Fachagentur (FNR) veröffentlicht.

Eine Vielzahl von Neuerscheinungen bei Büchern rund um die Färbepflanzen zeigt ein wachsendes Interesse bei Konsument*innen.